Runder Tisch mit Vorträgen und Austausch aus Anlass des 50. Todestages von Pier Paolo Pasolini, mit Fabien Vitali (Universität Siegen), Benjamin Fellmann (Universität Hamburg), Sara Codutti (Studio Fabio Mauri – Rom), Gabriella Angheleddu (Galerie der abseitigen Künste – Hamburg), Karl-Heinz Dellwo (Galerie der abseitigen Künste – Hamburg).
Veranstaltungszeit und -ort: Samstag, 1. November 2025, 16.30 Uhr; Warburg-Haus, Heilwigstr. 116, 20249 Hamburg
Sehr herzlich laden der SFB 1472 »Transformationen des Populären« (Universität Siegen), das Warburg-Haus und die Galerie der abseitigen Künste, Hamburg, in Kooperation mit dem Istituto Italiano di Cultura di Amburgo aus Anlass des 50. Todestages von Pier Paolo Pasolini (1922-1975) zu einem runden Tisch und Austausch: »Der Tod Pasolinis rührt uns tiefer als der Tod eines anderen Militanten, denn Pasolini ist Autor von etwas, das uns allen gehört – oder gehören kann. Dieses ›etwas‹, dieses Erbe, lasst es uns anschauen«. So schrieb Franco Fortini in der kommunistischen Zeitung Il Manifesto, kurz nachdem Pasolini in der Nacht vom 1. auf den 2. November ermordet wurde. Fortini erkannte die eigentliche Ursache der tiefen Erschütterung über Pasolinis Tod in einer kollektiven Ahnung von der quasi eschatologischen Bedeutung seiner Anliegen. Pasolinis Lebenswerk birgt, so Fortini, ein Versprechen, das es durch eine kollektive Anstrengung einzulösen galt – die Befreiung der Menschen aus dem »horrenden« Neokapitalismus, der marxistische »Traum von einer Sache«, der sie beide, ungeachtet ihrer heftigen Kontroversen, miteinander vereinte.
Kein gesicherter Wert, keine Essenz, sondern die ungelösten, mit Pasolini assoziierten und von Pasolini selbst gestellten Fragen sind es, die das Movens dieses Mythos ausmachen. Aber um welche Fragen handelt es sich genau? Oder aber, mit Fortini, welches sind die im Mythos zurückgestellten und gleichsam nach Einlösung gebietenden Versprechen des Mythos Pasolini? Welches sind außerdem die politischen Implikationen oder anders – mit Furio Jesi – die politisch motivierten Versuche der Essentialisierung dieses Mythos? Und welche Konflikte ergeben sich daraus?
Anlässlich des 50. Todestags wollen wir diese Probleme in Form eines runden Tisches besprechen. Ausgangspunkt bilden dabei kurze Beiträge zu je ausgewählten Arbeiten aus Kunst sowie Popkultur, die auf den Mythos Pasolini referieren, diesen aber auch weiterschreiben und popularisieren, indem sie ihn in neue Medien übertragen und so verändern. Der im SFB »Transformation des Populären« untersuchten Doppelwertigkeit des Transformationsbegriffs entsprechend, sollen indes nicht nur gegenstandsimmanente Veränderungen, sondern auch die Veränderungskraft, die vom populären Gegenstand selbst ausgeht, zur Diskussion stehen. Denn hat der Mythos Pasolini in den vergangenen 50 Jahren stets an Beachtung hinzugewonnen, so entfaltet er inzwischen eine Eigendynamik, durch welche er auch ungeachtet inhaltlicher oder emischer Kriterien, allein Kraft seines populären Status, gesellschaftlich strukturelle Auswirkungen zeitigt.