#CaffèLetterarioHH
Deutsch-italienischer Literaturtreff, Thema ist der Roman „Le assaggiatrici“ von Rosella Postorino.
Veranstaltungszeit und -ort: Dienstag, 25. Februar 2020, 19 Uhr, Istituto Italiano di Cultura Hamburg
Eintritt frei –wir bitten um Anmeldung unter Tel. 040 / 39 99 91 30, per e-mail an events@iic-hamburg.de oder direkt über unsere Homepage
Lesen Sie gerne? Reden Sie gerne mit jemandem über das Gelesene? Dann sind Sie in unserem Caffè letterario ganz herzlich willkommen. Wir lesen jeweils ein ausgewähltes Buch und tauschen unsere Eindrücke und persönlichen Erfahrungen dazu aus – auf Italienisch und auf Deutsch.
Das erste Mal, als Rosa Sauer den Raum betritt, in dem sie ihre nächsten Mahlzeiten einnehmen wird, ist sie hungrig. „Seit Jahren sind wir hungrig. Und verängstigt“, sagt sie. 1943, es ist Herbst in Groß-Partsch, einem Dorf ganz in der Nähe der Wolfshöhle, Hitlers Versteck. Rosa ist sechsundzwanzig Jahre alt und vor einer Woche aus Berlin gekommen. Sie ist zu Gast bei den Eltern ihres Mannes Gregor, der an der russischen Front kämpft.
Die SS stellt ihr ein köstliches Gericht vor die Nase: „Esst“, sagen die Männer, und der Hunger hat Vorrang vor der Angst, die Angst selbst wird zum Hunger. Nach dem Essen bleiben Rosa und die anderen Verkoster eine Stunde lang unter Beobachtung in der Kaserne, Sie sind die Versuchskaninchen, deren Reaktionen die SS studiert, um sicherzustellen, dass das Essen, das Hitler serviert werden soll, nicht vergiftet ist. In der geschlossenen Umgebung dieser Zwangskantine, unter den wachsamen Augen ihrer Gefängniswärter,werden im Laufe der Monate unter den zehn jungen Frauen Bündnisse, geheime Pakte und Freundschaften geschlossen. In der Gruppe ist Rosa sofort die Außenseiterin, die „Berlinerin“: Es ist schwer, das Wohlwollen der anderen zu erlangen, und sie stellt überrascht fest, danach zu suchen, es zu brauchen. Vor allem von Elfriede, dem geheimnisvollsten und feindseligsten Mädchen,und dem charismatischsten. Im Frühjahr 1944 kommt dann ein neuer Kommandant, Albert Ziegler, in die Kaserne. Er ist hart und ungerecht; vom ersten Tag an schafft er eine Atmosphäre des Terrors. Und dennoch, während der Führer über allen schwebt, wie eine Art Gottheit, die nie erscheint, entsteht eine besondere, ungeahnte Verbindung zwischen Rosa und ihm.
Inspiriert von der wahren Geschichte von Margot Wölk (Hitlers Verkosterin in der Kaserne Krausendorf), erzählt Rosella Postorino die außergewöhnliche Geschichte einer Frau in der Falle, zerbrechlich angesichts der Macht der Geschichte, stark in ihrer Jugend und in ihren Wünschen. Genau wie sie befinden sich die Leser auf dem Grat zwischen der Absprache mit dem Bösen und der zufälligen Schuld, verlängert durch den antiheroischen Überlebenstrieb.
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