Ein zentraler Ort der Begegnung, des Wirkens und des Werkens war das berühmte Bauprojekt der Moskauer Zitadelle, die unter dem Namen „Kreml“ bekannt ist. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden umfangreiche Befestigungsarbeiten zu Verteidigungszwecken durchgeführt, wobei die dabei errichteten Wachtürme auf verschiedene italienische Architekten zurückgehen: Antonio Frjazin (Tajnickaja-Turm, 1485; Vodovzvodnaja-Turm, 1488), Marco Ruffo (Beklemiševskaja-Turm, 1487–1488), der Mailänder Pietro Antonio Solari (Borovickaja-Turm, 1490; Konstantin-Eleninskaja-Turm, 1490; Spasskaja-Turm, 1491; Nikolskaja-Turm, 1491; Eckturm des Arsenals, 1492), Aloisio da Carcano der Ältere (Kommandantenturm, 1495; Dreifaltigkeitsturm, 1495–1499; Kutaf’ja-Turm, 1516). Die meisten der genannten Türme wurden im 19. Jahrhundert von dem in St. Petersburg geborenen neapolitanischen Maler Giuseppe Giovanni Bove erneut befestigt.
Innerhalb des grandiosen Kreml-Komplexes befinden sich weitere Gebäude, die ebenfalls auf italienische Interventionen zurückgehen, darunter der Facettenpalast, der in den Jahren von 1487 bis 1491 von Marco Ruffo erbaut wurde, und zahlreiche Sakralbauten wie die Mariä-Entschlafens-Kathedrale des Bolognesers Aristotele Fioravanti (1475–1479), in der 1547 die Krönung Iwans IV. und der nachfolgenden Zaren stattfand, der Glockenturm Iwans des Großen von Bon Frjazin (1505–1508) oder die Erzengelkathedrale von Aloisius dem Neuen (1505–1508), die bis ins 17. Jahrhundert hinein die Grabstätte der Zaren war.
Nach der Verlegung der Reichshauptstadt nach St. Petersburg durch Zar Peter den Großen im 18. Jahrhundert wurde die Stadt bekanntlich einer umfassenden architektonischen Neugestaltung unterzogen. Der aus Lugano stammende Domenico Trezzini wurde, zusammen mit dem Franzosen Jean-Baptiste Alexandre Le Blond, mit der Neugestaltung der neuen Hauptstadt betraut. Durch die Ausarbeitung von Stadtplänen und spezifischen architektonischen Eingriffen verlieh er dem sogenannten petrinischen Barock mit seiner nüchternen und rationalen Inspiration Ausdruck. Doch auch der berühmte Eremitage-Komplex umfasst großartige italienische Bauwerke, darunter den Winterpalast, eine 1754 von Bartolomeo Francesco Rastrelli begonnene kaiserliche Residenz, das zwischen 1783 und 1787 von Giacomo Quarenghi aus Bergamo errichtete Eremitage-Theater und den von dem Deutsch-Italiener Carlo Domenico Rossi von 1820 bis 1830 realisierten Palast des Generalstabs, der aus zwei durch einen Triumphbogen separierten Flügeln besteht. Eine andere Gegend in St. Petersburg mit besonderer italienischer Prägung ist das Smol’nyj-Gebiet, das benannt ist nach der örtlichen Pechverarbeitung (russ.: smola). Dort wurden ein Institut für Damen des Adels (Quarenghi, 1806–1808) und die Auferstehungskathedrale gegründet, die innerhalb der Mauern eines beeindruckenden Klosters (Rastrelli, 1748–1768) liegen, in dem Jelisaweta (Elisabeth) Petrowna Romanowa untergebracht werden sollte. Sie war dazu ausersehen, Nonne zu werden, bevor sie dann, infolge eines Staatsstreichs, Zarin wurde.