An dem italienischen Beitrag zur Architektur Albaniens im 20. Jahrhundert zeichnen sich die schwierigen politischen Verhältnisse auf dem Balkan in aller Deutlichkeit ab. Bekanntlich veranlasste die Stärkung der bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern in der Zeit des Faschismus – Ahmet Zogu, der künftige Putschist, war zum Präsidenten aufgestiegen; später sollte er bekannt werden als „König Zog I.“ (1928) – die italienische Seite dazu, beträchtliche Finanzmittel zur Verfügung zu stellen und Pläne für die städtebauliche Entwicklung der albanischen Hauptstadt zu entwerfen; eine Unterstützung, der eindeutig hegemoniale Bestrebungen zugrunde lagen.
So fällt der 1938 vollendete Bau des Hauptsitzes der albanischen Nationalbank in Tirana nach dem Entwurf von Vittorio Ballio Morpurgo, einem der bedeutendsten römischen Architekten der 1930er Jahre, genau in diese Zeit. Der Bau des Königspalastes von Zog I. wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs unterbrochen und 1941 von dem Florentiner Gherardo Bosio fertiggestellt: Bevor es zum Präsidentenpalast der albanischen Republik wurde, beherbergte das Gebäude die beiden italienischen Vizekönige. Die Umgestaltung Tiranas als Symbol faschistischer Größe nach den zahlreichen Masterplänen von Gherardo Bosio führte zur Errichtung imposanter Bauwerke wie dem Hauptquartier der Gioventù Littoria Albanese, der faschistischen Jugendorganisation Albaniens, (1941) und heutigem Archäologischen Nationalmuseum sowie dem Palazzo della Luogotenenza (mit Florestano di Fausto, 1941), der zum Sitz des Premierministers wurde.
Die architektonischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind auch heute noch sehr eng: Der Sitz der albanischen Nationalbank wurde 2015 von Marco Petreschi erweitert und restauriert, während Marco Casamonti 2019 für das neue Stadion von Air Albania firmiert, das das alte aus der Zeit des Faschismus ersetzt und den internationalen Standards entspricht. Darüber hinaus hat das Büro von Stefano Boeri ein neues Projekt zur Stadtentwicklung und -neugestaltung mit dem Namen „Tirana 2030“ initiiert.