#Scrittori_inBiblioteca
Vortrag von Prof. em. Giovanni Solimine, moderiert von Dr. Francesca Bravi (Universität CAU Kiel), anlässlich des 100. Geburtstags von Italo Calvino auf Italienisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche.
Veranstaltungszeit und -ort: Montag, 6. November 2023, 19 Uhr; Istituto Italiano di Cultura Hamburg
Der Eintritt ist frei, wir bitten um Anmeldung über das >>>Portal Eventbrite.
Über das literarische Werk von Italo Calvino, dem vielleicht größten italienischen Autor der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ist viel gesagt worden. Vielleicht kann man noch ein wenig mehr über den Leser Italo Calvino herausfinden. Wenn es stimmt, dass Schriftsteller – zumindest die echten – in erster Linie Leser sind, so gilt dies umso mehr für Calvino, der auch von Beruf Leser war. Die Erfahrungen, die er auf dem Gebiet des Lektorats sammelte, brachten ihn mit den „Büchern anderer Leute“ in Berührung und bilden einen wichtigen Bestandteil seiner intellektuellen Biographie, von der die Einleitungen, Klappentexte, Rückseiten sowie zahlreiche Spuren in vielen seiner Schriften erhalten geblieben sind.
Das letzte Jahr seines Lebens war größtenteils der Abfassung der Six memos for the next millennium gewidmet, die Calvino im akademischen Jahr 1985-86 in Harvard hätte halten sollen, die aber unvollendet blieben und später unter dem Titel Lezioni americane veröffentlicht wurden. Auch hierin, wie in seinen anderen Werken, finden wir eine Herausforderung an das Labyrinth des Wissens, das man beim Gang durch die virtuellen Regale einer inneren Bibliothek durchquert. Das Panorama der literarischen Produktion bietet ihm den Impuls, um die Werte zu identifizieren, die in dem neuen, sich abzeichnenden Jahrtausend, das Calvino nicht erleben würde, zu vertreten sind.
Für Calvino beruht „unsere Zivilisation auf der Vielfalt der Bücher“, die keine Individuen sind, sondern Teil eines organisch verstandenen Ganzen. In seinem Vortrag auf der „Buchmesse“ in Buenos Aires im April 1984 sagt er dies deutlich: „Ein einzelnes Buch hat nur insofern einen Sinn, als es neben anderen Büchern steht, als es anderen Büchern folgt und welchen vorausgeht“. Der Beitrag eines jeden Autors – so Calvino – ist nichts anderes als das Schreiben eines „Kapitels eines Superbuchs, das aus allen bereits geschriebenen oder noch zu schreibenden Bänden besteht“ […] „vielleicht schreiben nicht wir die Bücher, sondern die Bücher schreiben uns“.